Japaner besuchen Waldkindergarten

Japaner besuchen Waldkindergarten
Japanische Delegation hat viele Fragen zur naturnahen Kindererziehung, wie sie in Schwanheim praktiziert wird
(Schwanheim) bvö Beruflich haben sie alle mit Forstwirtschaft zu tun und stehen in enger Zusammenarbeit mit der japanischen Regierung. Die Führungskräfte der National Land Afforestation Promotion Organization unternehmen in jedem Jahr eine Studienfahrt, um sich auf ihrem Fachgebiet weiterzubilden, erklärt Direktor Tatsuya Kajiya. Dieses Mal verbringen sie neun Tage in Europa und haben nach Skandinavien und Italien in Deutschland Halt gemacht. Nach einer Wanderung im Taunus und einem Besuch des Frankfurter Stadtwaldhauses, steht am 20. Oktober 2009 auch ein Besuch des Schwanheimer Waldkindergartens auf ihrem Programm. Die Delegierten verschiedener japanischer Regionen gehören einer Organisation an, die mit der Schutzgemeinschaft Deutscher Wald vergleichbar ist. Ausgerüstet mit Papier, Stift und Fotoapparat, begleiten sie am Dienstag Morgen zehn 3- bis 6-jährige Kinder des Schwanheimer Waldkindergartens mit ihrer Leiterin Heidi Peter, der pädagogischen Mitarbeiterin Sabrina Horky und Javier Palancares (19), der derzeit sein freiwilliges ökologisches Jahr in der Betreuungseinrichtung absolviert. Es gibt einiges zu sehen auf der von Raureif überzogenen Wiese und Heidi Peter berichtet viel über die Arbeit mit den Kindern im Wald. Die japanischen Gäste stellen viele Fragen und machen sich Notizen. Die junge Übersetzerin, die die Informationen jedem Teilnehmer auf die Kopfhörer übermittelt, hat allerhand zu tun. Besonders interessiert die Besucher, wie die Kinder eine Beziehung zur Natur entwickeln und von der Natur lernen können. Und die Waldkindergartenkinder sind auffällig ruhig und brav an diesem Morgen. „Für die Kinder ist das heute ein besonderer Tag“ bemerkt Heidi Peter, „so viele Erwachsene sind sonst nicht dabei“ ergänzt sie. Urs-Victor Peter, Vogelschutzbeauftragter des Naturschutzbundes (NABU), der sich ebenfalls dem Spaziergang mit dem Waldkindergarten angeschlossen hat, besucht die Kinder etwa 4-5mal jährlich und erzählt heute etwas über Pilze, über den dunkelbraunen Hasenstäubling und giftige rote Fliegenpilze, die es wahrhaftig auch zu sehen gibt. Parallel dazu erzählt Heidi Peter, dass die Kinder montags bis freitags, bei jedem Wetter, von 8.30 bis 13.30 Uhr draußen unterwegs sind, bei Regen mit Wasserschutzkleidung und der Möglichkeit, sich an einer Schutzhütte unterzustellen. „Bevor der Kindergartentag im Waldkindergarten endet, wird im Raum in der Blankenheimer Straße 27 ein warmes Mittagessen eingenommen. Um 14.30 Uhr werden dann alle abgeholt“ erzählt die Leiterin weiter. Es gibt keine Spielsachen. Gespielt wird mit allem, was die Natur bietet, z.B. mit Eicheln und Stöcken, wobei keine Pflanzen herausgerissen werden dürfen, führt sie fort. Die japanischen Gäste interessiert auch die Entstehung des Waldkindergartens und erfahren, dass er 2002 wegen eines Mangels an Kindergartenplätzen im Stadtteil entstand und den Verein zur Unterstützung berufstätiger Eltern e.V. als Träger hat, wobei die Kosten für die Eltern einer städtischen Einrichtung gleichkommen. Eine klare Definition, welche Kindertagesstätte sich „Waldkindergarten“ bezeichnen darf, wünscht sich Peter für die Zukunft, genauso wie die Ausbildung zur staatlich anerkannten Waldpädagogin als Einstellungsvoraussetzung für Einrichtungen, bei denen Kinder jeden Tag im Wald betreut werden, wie das im Waldkindergarten in Schwanheim ist. Was Studien zur waldnahen Erziehung besagen, möchte ein japanischer Professor wissen. „Im Austausch mit den umliegenden Grundschulen wird bestätigt, dass ehemalige Waldkindergartenkinder selbstsicherer, wissbegieriger und weniger krank sind“ weiß Heidi Peter; „die Motorik fördert die Intelligenz“ ergänzt sie. Inzwischen ist die Gruppe beim „Leiseweg“ angekommen, ein, mit Kiefernadeln übersäter schmaler Pfad, der zu einer Lichtung mit Hochsitz führt. „Hier haben wir schon Rehe und andere Waldtiere gesehen, die wir nicht stören wollen“ erklärt die Waldkindergartenleiterin, „deshalb sind wir ganz leise und wollen die Kinder dafür sensibilisieren, dass sie Gäste des Waldes sind“. Am Rande der Lichtung haben die Kinder schon viel Zeit verbracht und mehrere Hütten aus herumliegendem Holz aufgebaut, die noch mit Blättern ausgekleidet werden sollen und sogar mit echten Lebkuchen, für das bevorstehende Waldtheater „Hänsel und Gretel“, das die Waldkindergartenkinder für die anderen Kindergartenkinder aus Schwanheim aufführen.
BU: Eine japanische Delegation war kürzlich zusammen mit den Waldkindergartenkindern Gäste des Schwanheimer Waldes und sehr beeindruckt von der Erziehung der Kinder mit der Natur. Foto: Völker


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