Kundgebung im Höchster Bahnhof

Kundgebung im Höchster Bahnhof
HÖCHST (ew/wb) Dass so viele bereit waren, im Höchster Bahnhof an einer Protestaktion teilzunehmen, zeugt vom Leidesdruck, der im Stadtteil herrscht. Mehr als 100 Menschen von wenigen Monaten alt bis über 90 Jahre mit Rädern, Kinderwagen, Stöcken und Rollatoren waren am 8. Juli 2010, trotz des heißen Wetters einem Aufruf Höchster Bürger und der Senioreninitiative Höchst gefolgt. Grund dieser Aktion war, dass der Bahnhof mit dem zweitgrößten Verkehrsaufkommen in Hessen seit Jahrzehnten unzumutbare Zustände aufweist, da man zu den Bahnsteigen nur über steile Treppen gelangt. Menschen mit Rollstühlen sind total ausgegrenzt, andere können nur mit fremder Hilfe die Bahn benutzen. Dass diese Ausgrenzung gegen den Grundrechtsartikel 1, der die Würde des Menschen schützt und ausdrücklich betont, dass Menschen mit Behinderungen nicht ausgegrenzt werden dürfen, machte Edgar Weick in seiner kurzen Rede deutlich. Waltraud Beck nahm die Eigenwerbung der Bahn; „Die Bahn macht mobil“ aufs Korn und verdeutlichte, dass dies im Zusammenhang mit dem Höchster Bahnhof nur zynisch ist, wenn so vielen Menschen das Bahnfahren so erschwert oder gar verhindert wird. Unter großem Beifall schritten sie dann zur „Tat“ und brachten selbstgemalte Schilder an den Treppen zu den Gleisen an, die verdeutlichen, dass z.B. ein Mensch mit Rollstuhl die Treppe benutzen muss und nicht etwa vergeblich einen Aufzug sucht. Einem Sicherheitsmann der Bahn, der die Schilder abreißen wollte, dröhnte ein gellendes Pfeifkonzert und Buh-Rufe entgegen, so dass er sein Vorhaben abbrach und sich von den Beteiligten anhören musste, was die Bahn hier jahrzehntelang verschleppt und immer wieder verzögert. Die Demonstranten, unter ihnen  sehr viele, die zum ersten Mal an einer Demonstration teilnahmen, forderten: „Das muss weitergehen“, und das wird es auch.  Nach den Sommerferien wird die nächste Aktion „ausgeheckt“; Ideen sind schon vorhanden. Eine nette Episode am Rande: Eine 95 Jahre alte Frau mit Stock stand an der Treppe. Der Security-Mann stürzte auf sie zu und wollte ihr die Treppe hinaufhelfen. „Nein, ich gehöre zu denen da unten“, sagte sie. „Wenn man sie wirklich braucht, sind sie nicht da! Foto: Tonio Stromberger.


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