Dankesgemeinde hilft Cighid-Kindern

Dankesgemeinde hilft Cighid-Kindern – seit 15 Jahren!
Ein Teil der Erlöse des Adventsbasar soll dazu beitragen
Die Evangelische Dankesgemeinde erfuhr vom Elend der Kinder in Cighid, die nahe der ungarisch/rumänischen Grenze, erstmals vor 15 Jahren. Damals übernahm Pfarrer Karl-Heinz Pelikan die Pfarrstelle 2 der Goldsteiner Gemeinde und berichtete den Mitglieder, was er in den Monaten zuvor vor Ort in Rumänien erlebt hatte. Bis Mai 1993 war er von der Landeskirche teilbefreit gewesen, um in Zusammenarbeit mit dem evangelischen Stadtjugendpfarramt des Evangelischen Regionalverbandes Frankfurt umfangreiche Hilfsaktionen für das Kinderheim Cighid und andere Heime zu initiieren und begleiten zu können. Ab 1994 engagierte sich auch die Dankesgemeinde kontinuierlich dafür. Zu dieser Zeit wurde das Schloss grundsaniert und als Waisenheim für 104 behinderte Kinder eingerichtet. Zahlreiche Hilfstransporte für Lebensmittel, Kleidung und andere Sachspenden für rumänische Heime wurden durchgeführt. Es entstand die Projektgruppe Rumänien, die seitdem engen Kontakt zu Dr. Pavel Oarcea, dem ersten Leiter des Kinderheims Cighid, unterhält. Die 1990 vom sicheren Tod geretteten 115 Kinder benötigten aufgrund ihres Alters bald zunehmend mehr Raum. Viele gingen schon zur Schule und brauchten unbedingt ihre Privatsphäre. Andere hätten beim Heranwachsen, nach rumänischem Recht, in die geschlossene Psychiatrie überführt werden müssen. Doch die Dankesgemeinde wollte den Cighid Kindern ein Zuhause geben! Hierzu wurde mit Unterstützung der Medien eine neue Spendenaktion ins Leben gerufen, um vier neue Häuser auf dem Schlossgelände zu errichten. Die Projektgruppe Rumänien, unter der Leitung von Pfarrer Karl-Heinz Pelikan, führte intensive Verhandlungen mit den zuständigen staatlichen Stellen, um den rumänischen Staat durch eine signifikante Eigenbeteiligung mit in die Verantwortung zu nehmen. Von 1995-1997 konnten daraufhin drei Wohneinheiten und ein Therapiezentrum errichtet werden, zu 50% finanziert von deutschen Spendengeldern. Der Staat konnte auch nach Auftauchen des enteigneten Besitzers Schloss und Grundstück für einige Jahre für den Betrieb des Kinderheimes anmieten. Die 50, inzwischen über 20-jährigen Schwerbehinderten, die das Schloss bis dahin bewohnten, konnten 2007 in ein renoviertes großes Haus in das 35 km entfernte Tinca umziehen. Die drei von Spendengeldern gebauten Wohneinheiten und das Therapiezentrum werden dagegen weiterhin von den restlichen ehemaligen Cighid-Kindern bewohnt und das soll auch so bleiben. Besonders erfreulich ist, dass etwa 20 der ehemaligen Kinder, die nur eine geringe Behinderung haben, mittlerweile selbständig ihren Lebensunterhalt bestreiten und in der Kreisstadt Oradea leben, wo sie eine Berufsausbildung absolviert haben. Dort wohnen sie in betreuten Wohngemeinschaften oder zu zweit in Appartements, unterhalten von der Stiftung Alsterdorf. Rumänien ist mittlerweile Mitglied der EU, doch die erhofften Verbesserungen bleiben in vielen Bereichen aus, gerade auch jetzt als Folge der weltweiten Wirtschaftskrise. Als Schlusslicht im Vergleich zu anderen EU-Staaten braucht Rumänien weiterhin Unterstützung – besonders in den sozialen und medizinischen Bereichen. Wir sind deshalb weiterhin auf Spendengelder angewiesen, um den Einrichtungen in Cighid, Tinca und Oradea zu helfen. So droht, z.B. in Cighid der letzte noch verbliebene Kleinbus auszufallen, was aufgrund der isolierten Lage des Heimes ein großes Problem darstellen würde. In Tinca sind es die Stühle im Speisesaal, die auseinander fallen – auch hier fehlt Geld, um diese zu ersetzen. Die Dankesgemeinde ist sich einig, einen Teil des Erlöses des diesjährigen Adventsbazars dem Projekt Cighid zur Verfügung zu stellen, um den Einrichtungen in den genannten Fällen helfend unter die Arme greifen zu können.

Bildunterschrift
Ein Bild aus dem Alltagsleben im rumänischen Kinderheim Tinca. Foto: Urban

Hintergründe zum Projekt Cighid
Weil der rumänische Diktator Ceaucescu in den 70er Jahren die Vergrößerung seines Volk anstrebte, wurde Frauen per Gesetz Abtreibung und Verhütung verboten, bevor sie nicht fünf Kinder geboren hatten. Not leidende Mütter setzten ungewollte Kinder aus oder gaben sie direkt nach der Geburt in ein Waisenheim. Viele kamen auch behindert zu Welt, weil ihre Mütter trotz des Verbots versucht hatten, die Föten mit Drähten oder Medikamenten selbst abzutreiben. Als 3-Jährige entschied eine Ärztekommission über die Zukunft ihres weiteren Lebens. Starke und gesunde Kinder kamen später überwiegend beim Geheimdienst Securitate zum Einsatz; Spastiker und Krüppel wurden unwiederbringlich in Todeslager wie Cighid einquartiert, wo die ersten schon nach wenigen Wochen starben. Die meisten Rumänen und die Weltöffentlichkeit erfuhren von diesem staatlichen Euthanasieprogramm erst nach der Hinrichtung Ceaucescus im Dezember 1989. (red/urb)


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