Amt für Gesundheit zu EHEC

Wichtig ist jetzt die Hygiene
Amt für Gesundheit zu EHEC: Situation in Frankfurt vergleichsweise günstig – Suche nach Infektionsquelle geht weiter
(pia) Bundesweit steigt die Zahl der Ehec-Patienten weiter rapide an: 350 Erkrankungen oder Verdachtsfälle sind inzwischen gezählt worden, mindestens drei Menschen sind nach EHEC- Infektionen gestorben. Allein in Schleswig-Holstein verdoppelte sich die Zahl der Verdachtsfälle innerhalb von einem Tag von 90 auf 200. Weitere Schwerpunktgebiete sind Niedersachsen, Hamburg und Mecklenburg-Vorpommern.

In Frankfurt ist der Ausbruch der Erkrankung auf das Essen zweier Kantinen eines großen Dienstleistungsunternehmens zurückzuführen. 19 der nachweislich 23 Erkrankten sind Mitarbeiter dieses Unternehmens, die Anfang Mai die Kantinen besucht haben. Zwei weitere Erkrankte hatten sich vor Erkrankungsbeginn in Norddeutschland aufgehalten, bei zwei weiteren Personen sind die Ermittlungen noch nicht abgeschlossen. Hier liegt möglicherweise eine andere Infektionsquelle vor.

Am Donnerstag, 18. Mai, wurde der erste Patient gemeldet. Über das Wochenende stieg die Zahl der von Frankfurter Kliniken gemeldeten Fälle mit blutigen Durchfällen und hämolytisch-urämischem Syndrom (HUS), bei dem akutes Nierenversagen, Zerstörung von roten Blutkörperchen und Mangel an Blutplättchen einhergehen, auf acht Patienten an. Am Montag erhöhte sich die Zahl der Erkrankten auf elf. Am Dienstag stieg die Zahl der Personen mit nachgewiesener EHEC-Infektion auf 20 an. Heute sind es 23 Meldungen.

Die Mehrzahl der Erkrankten der vergangenen Tage hatte sich auf die Empfehlung des Gesundheitsamtes und anderer Stellen hin wegen blutiger Durchfälle beim Hausarzt gemeldet und konnte bei geringerer Schwere des Erkrankungsbildes und fehlenden Anzeichen für Komplikationen ambulant behandelt werden.
Maßnahmen in Frankfurt
Die beiden Kantinen sind bereits am Montag vorsorglich geschlossen worden. Die Schließung wird aufrecht erhalten, bis durch Stuhluntersuchungen ausgeschlossen werden kann, dass Küchenmitarbeiter den Keim ausscheiden und dadurch auf Speisen übertragen könnten. Das Amt für Gesundheit der Stadt Frankfurt geht davon aus, dass spätestens in der nächsten Woche die Kantinen ihren Betrieb wieder aufnehmen können.

Untersuchungen haben ergeben, dass das Trinkwasser als Infektionsquelle ausgeschlossen werden kann. Darüber hinaus hat das Amt für Gesundheit das Veterinäramt eingeschaltet, das Proben von Lebensmitteln auf EHEC untersuchen lässt und die Lieferscheine sichtet.

Ein Fragebogen an erkrankte Mitarbeiter über die konsumierten Lebensmittel in der fraglichen Zeit soll im Abgleich mit der Speisekarte helfen, die Liste der potenziell kontaminierten Lebensmittel einzugrenzen. Damit sollen das Robert Koch-Institut und die oberen Landesbehörden darin unterstützt werden, das oder die kontaminierten Lebensmittel zu identifizieren und die Infektionsquelle zu finden.
Einschätzung der Situation in Frankfurt
Trotz der in den letzten Tagen noch gestiegenen Fälle von nachgewiesener EHEC-Infektion geht das Gesundheitsamt der Stadt Frankfurt davon aus, dass sich die Situation in Frankfurt von der in Norddeutschland unterscheidet. Die überwiegende Zahl der erkrankten Mitarbeiter dieser Firma ist zwischen dem 10. und 13. Mai erkrankt. Zunächst wurden nur schwerer erkrankte Personen aus den Krankenhäusern gemeldet. Durch die Aufklärung über die Medien haben sich nun andere, leichter erkrankte Patienten mit blutigem Durchfall einer medizinischen Untersuchung unterzogen. Dies erklärt, dass die Mehrzahl der neu gemeldeten Erkrankungsfälle keiner stationären Behandlung bedarf. Die weitere Entwicklung m uss jedoch abgewartet werden.

Das Gesundheitsamt geht daher davon aus, dass kontaminierte Lebensmittel in Frankfurt nur über diese beiden Kantinen, wahrscheinlich durch einen einzigen Lebensmittellieferanten, in Umlauf gebracht wurden. Es gibt derzeit keine Anhaltspunkte, dass kontaminierte Lebensmittel im Frankfurter Einzelhandel vertrieben werden. Allerdings spricht die Entwicklung in Norddeutschland dafür, dass kontaminierte Lebensmittel offenbar immer noch in Umlauf sind und daher auch Frankfurt erreichen könnten.

Die Situation in Frankfurt ist daher vergleichsweise günstig. Trotzdem sollten die Bürger, sofern sie Salat und Gemüse essen, darauf achten, dass diese vorher gründlich unter fließendem Wasser gereinigt werden und Obst möglichst geschält verzehrt werden sollte. Auf Händehygiene sollte akribisch geachtet werden. Vor und nach den Mahlzeiten, nach dem Toilettengang, insbesondere auch nach dem Wickeln von Säuglingen, dem Streicheln von Tieren und der Versorgung inkontinenter Patienten müssen die Hände gründlich mit Seife gewaschen werden. Im Umgang mit Patienten, die an Durchfall leiden, sollten die Hände nach dem Händewaschen zusätzlich desinfiziert werden.
Hypothese des Amtes für Gesundheit
Wenn sich ein Krankheitserreger so schnell ausbreitet und zugleich an mehreren weit entfernten Orten in Deutschland auftritt, stellt sich die Frage nach der Verbindung, die diese Orte miteinander haben. Gerade in Bezug auf Keime, mit denen man sich über Lebensmittel infizieren kann, liegt der Verdacht nahe, dass der „Verteiler“ ein Lebensmittelproduzent ist, der seine Produkte von einer Zentrale aus über große Entfernungen an verschiedene Zielorte transportiert, wo sie Kunden in der lokalen Bevölkerung finden.

Kantinen beziehen über Lebensmittelgroßhändler und Caterer größeren Mengen an Lebensmitteln direkt oder meist über Zwischenhändler über größere Entfernungen. In Frankfurt sind überwiegend Personen betroffen, die entweder Anfang Mai in einer von zwei Kantinen eines großen Dienstleitungsunternehmens gegessen haben oder sich vor kurzem in Norddeutschland aufgehalten haben.

Da die infektionsepidemiologische Situation in Norddeutschland eine andere ist – hier haben offenbar die Erkrankten von verschiedenen Quellen ihre Nahrungsmittel bezogen – ist davon auszugehen, dass der Lebensmittelproduzent dort seine Produkte hauptsächlich vertreibt.
Hintergrundinfo: Der Erreger
EHEC-Erreger sind Stämme der Escherichia coli-Bakterien. Als Besonderheit können diese Toxine (Gifte) bilden, die den Darm, die Nieren, die Blutgefäße und Blutzellen schädigen. Sie sind sehr ansteckend. Eine geringe Keimzahl von 10 bis 100 Bakterien reichen für den Ausbruch einer Erkrankung aus (im Vergleich: Bei Salmonellen sind 10.000-100.000 Keime nötig).

Die Erreger leben vor allem im Darm von Rindern und anderen Wiederkäuern und können über Milchprodukte aus unpasteurisierter Milch (zum Beispiel Rohmilchkäse) und schlecht durchgegartes Rindfleisch zur Erkrankung führen. Aber auch über den Kuhmist, zum Beispiel als Dünger kann der Erreger auf letztlich auf Gemüse und Salate gelangen und dann zu einer Erkrankung führen. Auch eine Übertragung von Mensch-zu-Mensch ist bei mangelnder Hygiene möglich.

Die Keime treten in Deutschland immer wieder auf. Das Robert Koch-Institut hat seit 2001 bundesweit jährlich zwischen 800 und 1200 Erkrankungen registriert – oft mit leichterem Verlauf.

Der Keim bildet ein Toxin, das Shiga-Toxin. Dieser Giftstoff führt zunächst zu einer Entzündung am Darm, die zu Bauchkrämpfen und blutigem Durchfall führt. Nach einigen Tagen bessert sich diese Symptomatik spontan. Ein Teil der Patienten wird dann wieder gesund, ein anderer Teil entwickelt als Komplikation ein HUS (hämolytisch-urämisches Syndrom). Das Gift führt zu Nierenversagen und zur Zerstörung der Blutkörperchen. Hieraus kann ein lebensbedrohlicher Zustand entstehen. Viele dieser Patienten müssen dialysiert werden (Blutwäsche) oder benötigen sogar eine Behandlung auf der Intensivstation. Von einer Behandlung mit Antibiotika vor allem im späteren Krankheitsstadium wird in der Regel abgeraten. Durch das Abtöten des Keims könnten verstärkt Giftstoffe freigesetzt und die Krankheit damit verschlimmert werden.


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