Vor 50 Jahren fiel der Beschluss zum Bau der U-Bahn

Vor 50 Jahren fiel der Beschluss zum Bau der U-Bahn
Verein „Historische Straßenbahn“ eröffnet Ausstellung zur Geschichte der Frankfurter Verkehrspolitik
(pia) Neue Stadtteile wie der Riedberg werden heute relativ früh an das U-Bahn-Netz angebunden. Insgesamt neun U-Bahn-Linien stellen mittlerweile das Rückgrat des innerstädtischen Nahverkehrs dar. Mehr als 300.000 Fahrgäste fahren täglich mit der Frankfurter U-Bahn. Dabei ist die generelle Entscheidung, für Frankfurt eine U-Bahn zu bauen und zu betreiben, erst 50 Jahre alt. Im Juli 1961 erging der Beschluss, dessen Auswirkungen bis heute spürbar sind.

Zum Ende der 1950er Jahre stand die Frankfurter Verkehrspolitik vor einer großen Herausforderung: Die Einwohnerzahl war zwischen 1950 und 1961 von 532.000 auf rund 683.000 gestiegen. Damit einher ging eine wachsende Zahl von Kraftfahrzeugen in der Stadt. Im Jahr 1950 waren es noch 32.000, knapp zehn Jahre später schon 135.000. Frankfurts Infrastruktur war dafür nicht ausgelegt. Lange Staus waren die Folge. Diese beeinträchtigen auch den öffentlichen Nahverkehr, denn die Straßenbahnen standen oft mittendrin. Es wurden Rufe nach einer räumlichen Trennung von motorisiertem Individualverkehrs und Straßenbahnen laut. Dafür musste ein Konzept entwickelt werden.

Im Herbst 1958 wurden zwei Gutachten in Auftrag gegeben, welche zwei unterschiedliche Systeme betrachten sollten: einerseits eine als Hochbahn angelegte Einschienenbahn mit innerstädtischen Tunnelabschnitten der Firma Alweg, andererseits eine abschnittweise unterirdisch verkehrende Straßenbahn, genannt Unterpflasterstraßenbahn. Nach ihrer Fertigstellung stießen jedoch beide Gutachten auf derart unterschiedliche Resonanz, dass letztlich keine der beiden Optionen auf den Weg gebracht werden konnte.

Stattdessen wurde 1960 eine „Arbeitsgemeinschaft Stadtbahnplanung“ ins Leben gerufen. Dieser gehörten neben Prof. Dr. Leibbrand von der Universität Zürich drei in Frankfurt ansässige Baufirmen an. Sie wurde damit beauftragt, ein verkehrliches Gesamtgutachten zu erstellen. Diese Übersicht sollte die drei Systeme Alwegbahn, U-Bahn sowie Unterpflasterstraßenbahn (im Gutachten als „Tiefbahn“ bezeichnet) betrachten und für alle drei Systeme in der Innenstadt einen Verlauf im Tunnel berücksichtigen.

Die Arbeitsgemeinschaft legte als Ergebnis ihrer Tätigkeit ein zweibändiges Gutachten vor. Darin wurden die genannten Systemoptionen hinsichtlich ihres Nutzens und ihrer Kosten gegenübergestellt. Die Kosten der Alwegbahn wurden mit 669 Millionen D-Mark veranschlagt, die der reinen U-Bahn mit 968 Millionen D-Mark und die der Unterpflasterstraßenbahn mit 569 Millionen D-Mark. Am 4. Juli 1961 trat das Stadtparlament zu einer Sondersitzung zusammen und debattierte diese Optionen.

Die Entscheidung fiel zu Gunsten der Unterpflasterstraßenbahn. Diese war nicht nur die günstigste der drei Varianten, sondern bot darüber hinaus noch den Vorteil, dass sie mit dem schon bestehenden Straßenbahn-System kompatibel war und sukzessive umgesetzt werden konnte. Die weiteren Planungen zu Bau und Betrieb wurden daraufhin auf das System Unterpflasterstraßenbahn ausgerichtet.

In den folgenden Jahren wurden Ideen und Vorstellungen erarbeitet, debattiert, geändert und teilweise auch wieder verworfen. So kam es, dass letztlich doch keine reine Unterpflasterstraßenbahn gebaut wurde, sondern eine Stadtbahn mit Hochbahnsteigen und breiteren Fahrzeugen, welche seither öffentlich als „U-Bahn“ bezeichnet wird – auch in Abgrenzung zur S-Bahn. Für die städtebauliche Entwicklung Frankfurts war der Beschluss vom 4. Juli 1961 wegweisend.

Wer mehr über die Geschichte der Frankfurter Stadt- oder eben U-Bahn erfahren möchte, bekommt am 6. und 7. August Gelegenheit dazu. Der Verein „Historische Straßenbahn der Stadt Frankfurt am Main e. V.“, der seit 2006 für die Verkehrsgesellschaft Frankfurt am Main (VGF) das Verkehrsmuseum Frankfurt am Main betreibt, eröffnet an diesen beiden Tagen in der Station „Kirchplatz“ dazu eine Ausstellung. Diese ist an beiden Tagen jeweils von 10 bis 17 Uhr geöffnet. Der Eintritt ist frei. Weitere Informationen dazu gibt es unter www.hsf-ffm.de.


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