Fußballfans lassen sich Vereinsliebe mehr als 1.000 Euro pro Saison kosten

Fußballfans lassen sich Vereinsliebe mehr als 1.000 Euro pro Saison
kosten

Anhänger kalkulieren für die neue Bundesliga-Saison mit
durchschnittlich 326 Euro allein für die Dauerkarte / Für Essen und
Getränke wird sogar deutlich mehr ausgegeben / Montagsspiele könnten
viele Anhänger vom Kauf einer Jahreskarte abhalten / Vereins-Apps
spielen eine immer wichtigere Rolle bei der Fanbindung / Sicherheit
treibt Fans um

Treue Fußballfans lassen sich ihre Vereinsliebe im Schnitt mehr als
1.000 Euro pro Saison kosten. Zu diesem Ergebnis kommt eine Umfrage
der Wirtschaftsprüfungs- und Unternehmensberatung PwC unter 1.000
Dauerkartenbesitzern der 18 deutschen Erstligaklubs. Demnach zahlen
die Anhänger in der am Wochenende beginnenden Spielzeit 2016/17
durchschnittlich 326 Euro allein für die Dauerkarte. Hinzu kommen gut
42 Euro für Essen und Getränke an den Spieltagen – bei 17 Heimspielen
also insgesamt mehr als 700 Euro. Hiervon profitiert auch die
umliegende Gastronomie. Für Fanartikel geben die Befragten im Schnitt
85,50 Euro pro Saison aus. Wer sein Team nicht nur bei den Heim-,
sondern auch bei Auswärtsspielen unterstützt, kommt sogar auf
deutlich höhere Ausgaben. So beziffern die Umfrageteilnehmer allein
die Fahrtkosten pro Auswärtspartie auf fast 70 Euro.

„Vereine sollten die Erlöspotenziale nicht überreizen“

„Unsere Studie zeigt, dass in der Fußball-Bundesliga nicht nur mit
Fernsehrechten, Sponsoring oder VIP-Lounges gewaltige Summen
umgesetzt werden, sondern auch mit den sogenannten ganz normalen
Fans. Davon profitieren die Vereine, ebenso wie die lokale
Wirtschaft“, sagt Werner Ballhaus, Leiter der Medien- und
Unterhaltungsindustrie bei PwC in Deutschland. Zugleich warnt
Ballhaus davor, die Erlöspotenziale zu überreizen. „Die Einführung
von Montagsspielen ab der Saison 2017/18 sehen gut 70 Prozent aller
Dauerkartenbesitzer skeptisch. Und von denen lassen wiederum 44
Prozent offen, ob sie sich auch in Zukunft eine Jahreskarte kaufen
werden – während sieben Prozent sogar meinten, wegen der
Montagsspiele künftig keine Dauerkarte mehr erwerben zu wollen. Das
ist ein Warnsignal an die Vereine.“

Fans stehen neuen Einnahmequellen positiv gegenüber

Trotzdem finden sich in der Umfrage nur wenige Belege für die
beliebte These, die zunehmende Kommerzialisierung des Fußballs führe
zu einer Entfremdung zwischen den Vereinen und ihren Fans. Im
Gegenteil: 56 Prozent der Dauerkartenbesitzer sprachen sich dafür
aus, dass ihr Klub neue Einnahmequellen erschließt, um mit der
finanzkräftigen internationalen Konkurrenz speziell aus der
englischen Premier League mithalten zu können. Wie solche Erlöse
beispielsweise aussehen könnten, hatte am Ende der vorigen Saison der
FC Bayern München vorgemacht, als er für die Übertragung der
Meisterfeier erstmalig Gebühren von einem Fernsehsender verlangte.

Eine immer größere Rolle bei der Fanbindung spielt das Smartphone. So
nutzen bereits 55 Prozent der Dauerkartenbesitzer die offizielle App
ihres Vereins. Zudem gaben 30 Prozent der Befragten an, auf mobilem
Wege Fanartikel zu kaufen – während weitere 46 Prozent meinten, sie
würden diese Möglichkeit wahrnehmen, wenn ihr Lieblingsklub sie
anbieten würde. Die veränderte Mediennutzung gerade jüngerer Fans
zeigt sich auch darin, dass die Vereins-Homepage für 62 Prozent aller
Dauerkartenbesitzer mittlerweile die wichtigste Quelle darstellt,
wenn sie Informationen über ihren Klub suchen. Die Tageszeitungen und
deren Onlineausgaben liegen mit 49 Prozent deutlich dahinter. „Die
Vereine haben heute ganz andere Möglichkeiten als früher, ihre
Anhänger direkt anzusprechen. Auch dieses Instrument sollten die
Klubs nutzen, um die Fans noch enger an sich zu binden“, sagt
PwC-Experte Ballhaus.

Ein einheitliches Bezahlsystem für alle Stadien?

Ein großes Thema für viele Anhänger ist auch das bargeldlose Zahlen
im Stadion, das mittlerweile von gut 60 Prozent aller
Dauerkartenbesitzer befürwortet wird. Rund die Hälfte der Befragten
würde es begrüßen, wenn sich die Erstligisten auf ein einheitliches
Bezahlsystem einigen könnten. „Tatsächlich liegen für die Vereine in
diesem Bereich noch Potenziale brach“, sagt Ballhaus. So meinten 91
Prozent aller Befragten, sie würden ein Punkte-Sammelsystem – analog
zum Payback im Einzelhandel – ihrer Klubs nutzen. Als Prämien kämen
zum Beispiel Vergünstigungen für Tickets oder Fanartikel oder die
Teilnahme an besonderen Vereins-Events infrage.

Drei Viertel der Befragten für höhere Sicherheitsstandards

Auch die Furcht vor Terrorismus treibt viele Fans um, nicht zuletzt
wegen der Pariser Anschläge am Rande des Länderspiels zwischen
Frankreich und Deutschland im vergangenen November. So sprachen sich
drei Viertel aller Befragten dafür aus, die Sicherheitsstandards rund
um die Bundesligapartien zu erhöhen. „Viele Fans sind verunsichert
und infolgedessen auch dazu bereit, mehr Geld für mehr Sicherheit
auszugeben“, so Werner Ballhaus. Gut ein Drittel zeigt laut
Umfrageergebnisse eine erhöhte Zahlungsbereitschaft. Rund 94 Prozent
der Dauerkartenbesitzer meinten, sie hätten angesichts der aktuellen
Lage Verständnis für verstärkte Sicherheitskontrollen beim Einlass
ins Stadion.

www.pwc.com


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