Gemeinsam in die Zukunft – 11. Seniorentag in Frankfurt

Alter neu denken: Vom 2. bis 4. Juli findet in Frankfurt der 11. Seniorentag statt

(pia) Vom 2. bis zum 4. Juli stehen die älteren Bürger Frankfurts im Mittelpunkt. Die Stadt ist Gastgeber des von der Bundesarbeitsgemeinschaft der Senioren-Organisation (BAGSO) organisierten 11. Seniorentags. 20.000 Gäste aus Nah und Fern werden erwartet, Bundeskanzlerin Angela Merkel kommt zur Eröffnung. Rund 90 Veranstaltungen und eine Messe stehen auf dem Programm. Motto: „Gemeinsam in die Zukunft“.

Oberbürgermeister Peter Feldmann stellt die Älteren das ganze Jahr über in den Fokus seiner Arbeit – 2015 ist sein Jahr der Senioren. „Das Alter gehört in diese Stadt. Wir alle können von der Erfahrung älterer Bürger profitieren“, sagt Feldmann. „Sie sollen sich aktiv am Leben beteiligen und sich einmischen können.“

Renate Sterzel (73) und Petra Frank (51) machen mit beim Seniorentag. Die eine sitzt dem Frankfurter Seniorenbeirat vor, die andere fungiert im Sozialdezernat als zentrale Ansprechpartnerin für die BAGSO und den Seniorentag. Zwei Generationen im Interview.

Leipzig, zuletzt Hamburg. Warum ist Frankfurt der richtige Ort für den Seniorentag?

Petra Frank: Frankfurt ist ziemlich gut aufgestellt für ältere Menschen. Die Stadt ist attraktiv. Wir haben viele Zuzügler. Ältere, die wieder in die Stadt zurückkommen oder die erst im Alter in die Stadt ziehen, weil es so viele Angebote gibt. Zum Beispiel Kultur, Bildung, Bewegung und auch die medizinische Versorgung ist gut.

Renate Sterzel: Die Seniorenarbeit ist auf hohem Niveau. Wir haben eine eigene Zeitschrift, es gibt das Seniorenrathaus und die Aktionswoche Älterwerden. Wir haben den Seniorenbeirat, der viermal im Jahr tagt und die Wünsche der älteren Bürger an die Politik adressiert. Dass wir unsere Beschlüsse trotz unterschiedlicher politischer Coleur einstimmig fassen, gibt mehr Nachdruck.

Welche Wünsche haben Senioren, und welche wurden bereits umgesetzt?

Sterzel: Auf unserer Wunschliste stehen behindertengerechte Zugänge zum öffentlichen Nahverkehr. Dass wochenlang die Rolltreppen nicht funktionieren, wie an der Konstablerwache, darf nicht passieren. Gut findet der Seniorenbeirat, dass durch die Erhöhung der Mütterrente keine Nachteile für die Frankfurt Pass-Bezieherinnen entstehen.

Frank: Auf die Frage kann ich keine rechte Antwort geben, weil die Lebensentwürfe junger und alter Menschen heutzutage so individualisiert sind. Senioren kommen manchmal in besondere Lebenssituationen, wo es Beratung braucht. Deshalb hat die Stadt vor einigen Jahren eine Leitstelle Älterwerden im Rathaus für Senioren eingerichtet.

Also alles bestens?

Sterzel: Nicht ganz. Wir sind zwar alt, aber unsere neue Generation der Senioren will nicht bespielt werden, sondern mitspielen. Und mitbestimmen. Da liegt in Frankfurt noch etwas im Argen. Der Seniorenbeirat würde gerne öffentlich tagen, ein Vorschlagsrecht für die Stadtverordnetenversammlung bekommen und Pressearbeit machen. Das hat uns die Stadtverordnetenversammlung aber nicht erlaubt.

Frank: Das Generationenübergreifende könnte aus meiner Sicht noch ausgebaut werden. Das Netzwerk Neue Nachbarschaften, das Menschen in den Stadteilen zusammenbringt, hat zum Beispiel das Problem, dass kaum junge Leute kommen.

Welche Impulse für Ihre Arbeit erwarten Sie vom Seniorentag?

Frank: Es gibt immer etwas zu entdecken. Ich bin noch nie weggegangen von einer solchen Veranstaltung, ohne eine neue Idee mitzunehmen. Ins klassische Alten- und Pflegeheim will ja eigentlich keiner mehr. Trotzdem ziehen die Leute ein, weil Alternativen fehlen. Es ist schwierig, Investoren zum Umdenken – weg vom Heim, hin zu anderen Wohnmöglichkeiten – zu bewegen. Vielleicht finden sich noch Anregungen, wie sie sich besser motivieren lassen.

Sterzel: Ich will sehen, wie in anderen Kommunen politische Mitwirkung von Senioren gestaltet wird und was die Gemeindeordnung in anderen Bundesländern hergeben. Daraus kann man lernen, um bei der nächsten Diskussion nicht wieder mit dem Argument „Das geht nicht“ abgebügelt zu werden. Die Anregungen werden einem auf dem Seniorentag sozusagen mundgerecht dargeboten.

Welche Projekte präsentiert Frankfurt den Gästen aus ganz Deutschland?

Sterzel: Der Seniorenbeirat wird darstellen, was originär ist in Frankfurt. Das ist zum Beispiel die interkulturelle, kultursensible Pflege. Die Frage, ob eine Muslima sich von einem Homosexuellen pflegen lässt, ist bei uns in den Pflegeheimen angekommen. Es wurden Konzepte entwickelt, damit umzugehen. Andere Städte suchen vielleicht noch Lösungen. Zum anderen stellen wir die Bibliothek der Alten im Historischen Museum vor. Menschen um die 80 dokumentieren ihre eigenen Erinnerungen, an ihre Eltern und Großeltern. Sie schreiben sie auf oder bringen Erinnerungsstücke mit. Das ist eine wunderbare Facette für das Geschichtsbild Frankfurts.

Frank: Wir zeigen an unserem Messestand, was die Stadt zusammen mit ihren Kooperationspartnern, zum Beispiel den Verbänden anbietet. Eine unserer Zielgruppen sind die Frankfurter selbst. Wir wollen, dass sie sich rechtzeitig informieren und sie auch zum Mitmachen motivieren. Ich wünsche mir, dass der Seniorentag viele ‚junge Alte’ anlockt und bin sicher, dass für viele auch etwas Neues dabei ist. Der Seniorentag geht nahtlos über in die Aktionswochen ‚Älter werden in Frankfurt’, wo sich Menschen zu allen Themen und Angeboten in Frankfurt informieren oder Tage der offenen Tür besuchen können.

Alt und Jung – wie sieht es in Frankfurt aus: Sind es zwei Welten oder leben alle Frankfurter in einer Welt? Was läuft gut und wo könnte es mehr Miteinander geben?

Frank: Nein, ich glaube von zwei Welten kann man nicht reden. Es gibt schon viele gemeinsame Projekte und mit dem Frankfurter Programm Aktive Nachbarschaft wird einiges in den Stadtteilen bewegt.

Sterzel: Ich denke, dass es da bis auf wenige Initiativen und private Kontakte weniger Aktivitäten von offizieller Seite gibt, obwohl manche Kindergärten Altenheime besuchen und Ältere in den Bibliotheken als Lesespaten fungieren.

Worüber wollen Sie sich ganz privat auf dem Seniorentag informieren?

Sterzel: Über technische Assistenzsysteme für das Alter. Ich sehe sie mit gemischten Gefühlen wegen der Kontrollmöglichkeiten, die im persönlichen Bereich damit verbunden sind. Ob ich das machen würde? Außerdem treibt mich die Frage nach einem Leben in Würde bis zum Lebensende um.

Frank: Ich will auf jeden Fall zum Podiumsgespräch am 3. Juli. Da diskutieren Schüler des Lessing-Gymnasiums mit Franz Müntefering und Petra Roth; das passt zum Motto „Gemeinsam in die Zukunft“. Auf die Diskussion bin ich sehr gespannt.

Margarete Lausberg

Renate Sterzel wurde 2012 zur Vorsitzenden des Seniorenbeirats gewählt. Die ehemalige Wissenschaftsredakteurin kam über die Elternarbeit in die Politik. Sie ist Seniorenbeirätin im Ortsbeirat Nieder-Eschbach und seit zwölf Jahren ehrenamtliche Stadträtin. Sie hat zwei Kindern und eine Enkelin.

Petra Frank kommt ursprünglich aus der Verwaltung. Sie war viele Jahre in den Bereichen Wohnen und Soziales tätig. Seit 2009 ist sie im Büro von Sozialdezernentin Daniela Birkenfeld beschäftigt und dort unter anderem Ansprechpartnerin für den Bereich Senioren. Sie hat zwei Kinder.

Mehr zum Programm des Seniorentags

http://www.deutscher-seniorentag.de/

 


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